Themen jeglicher Art » Verbot?

Hallo Leute,
die Tierhaltung, besonders die Exotenhaltung steht in letzter Zeit in den Sternen. Die SPD/Grüne wollen oder möchten ein komplettes Verbot durchsetzen. Am 22.09 sind Neuwahlen. Betrifft natürlich nur die deutschen Halter.

Das Thema geht uns alle was an, deswegen Interessiert es mich, falls eine der Parteien gewinnt, ob und was ihr gegen das Verbot tun werdet? Bzw. wie ihr handeln werdet? Tiere abschaffen?
Was haltet ihr davon, wie steht ihr dazu? Wird es durch kommen, wird es nicht durch kommen?

Gruß Steven

Ich melde mich mal aus dem Norden des Landes.
Leider ist es so, dass gewisser "Tierschutzorganisationen" pauschal ein Verbot von Exoten und Wildtieren fordern. Dass sich da jetzt sogar einige Parteien anschließen, halte ich ebenfalls nur für schnellen und schlecht gemachten Stimmenfang.

Ich persönlich nehme diese Forderung nicht ernst. Weder wird von diesen leuten definiert was sie als Exot verstehen (den Koi im Teich oder sogar den Dschungarischen Zwerghamster?), noch liefern sie einen Ansatz wie es realisiert werden sollte. Was soll mit all den Tieren geschehen? Ich glaube kaum, dass sie ernsthaft vorhaben sie alle in die Wildnis zurück zu bringen. Auch ein Zuchtverbot wird sich schwer gestalten, bedenkt man z.B. pathenogenetische Arten.

Momentan sieht es so aus, dass abgesehen von den Artenschutzverordnungen es keine bundesweiten Richtlinien bzw. Regularien und Verbote gibt. Ich kann mich jetzt auch irren, aber meines Wissens gibt es z.B. in Mecklenburg-Vorpommern nicht mal eine meldepflicht, einen Sachkundenachweis oder ein Verbot für giftige Tiere.
Hinzu kommt, dass erst dieses Jahr per Gerichtsurteil die private Tierhaltung gestärkt worden ist. Kleintiere (zu denen per Defintion Tiere in einem Terrarium gehören) gehören hierzulande zum persönlichen Nutzungsrecht einer Wohnung und dürfen nicht mal durch eine entsprechende Klausel im Mietvertrag verboten werden.

Es ist also nicht davon auszugehen, dass ein solches Vorhaben in Deutschland realisierbar ist.

Um das Thema mal auf dem aktuellen Stand zu halten.

Die entsprechenden Forderungen der SPD haben es tatsächlich in den Koalitionsvertrag der Regierung geschafft.
Da heißt es nun:
"Wir verbessern den Wildtierschutz und gehen gegen Wilderei sowie den illegalen Wildtierhandel und deren Produkte vor; Handel mit und private Haltung von exotischen und Wildtieren wird bundeseinheitlich geregelt. Importe von Wildfängen in die EU sollen grundsätzlich verboten und gewerbliche Tierbörsen für exotische Tiere untersagt werden."
(siehe Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD S. 84)

Aufgrund dessen setzen sich in letzter Zeit auch vermehrt Fachzeitschriften und Internetforen mehr oder weniger sachlich mit diesem Thema auseinander.
Bis jetzt zeigt sich aber in der Regierung noch kaum eine Bestrebung diesen Punkt des Vertrages überhaupt umzusetzen.
Generell sehe ich die Punkte zum Wildtierschutz und dessen illegalen Handel nicht als Beklagenswert. Wohl eher umgekehrt.
Auch eine bundeseinheitliche Regelung finde ich generell nicht verkehrt. Sie bedeutet ja nicht automatisch ein Verbot.
Was das generelle Verbot von Importen angeht, lässt sich wohl vortrefflich streiten. Für viele noch nicht oder wenig etablierte Arten wird wohl ein weiterer Import nicht ausbleiben. Fraglich ist auch, ob der Import in diesem Umfang den Wildtierbestand tatsächlich gefährdet. Viel interessanter ist aber die Anmerkung "in die EU". Damit betrifft diese Verbots-Absicht auch andere europäische Länder!
Nun noch die "gewerblichen" Tierbörsen. Ich verstehe es so, dass Privatzüchter durchaus weiterhin Tierbörsen zum Austausch oder Erwerb von Nachzuchten abhalten dürfen, kommerzielle (Groß-)Händler von diesen aber ausgeschlossen werden.

Ein generelles Haltungs- und Zuchtverbot ist also nicht in Sicht.

Mittlerweile haben sich diesem teils emotional aufgeladenen Thema endlich auch die Fachleute angenommen.
So fand im November letzten Jahres ein Symposium unter dem Titel "Terraristik – (k)ein Problem?!" vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. statt.
44% der Teilnehmer waren Tierärzte und auch der Vorsitzende der DGHT war einer der Referenten.
Auf der Internetseite des ZZF heißt es:
"Die Fachleute aus der Heimtierbranche und aus den mitveranstaltenden Verbänden, Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT-AK8) und Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), waren sich einig: Die Einfuhr, Zucht und Haltung von als Heimtieren geeigneten Wildtieren dürfe von der Politik nicht über die Maßen behindert werden. Professor Thomas Blaha, Vorsitzender der TVT, sprach sich deutlich gegen ein pauschales Importverbot von Wildtieren aus."
und:
"In der abschließenden Podiumsdiskussion unter Beteiligung aller Referenten wurde deutlich, dass sich Terrarientiere in Privathand artgerecht halten lassen. Einschränkungen und Verbote würden den Bemühungen vieler Terrarien-Liebhaber nicht gerecht. Wichtig sei jedoch eine verbesserte Sachkunde bei Zoofachhändlern, Tierärzten und Haltern."

Ich glaube ebenfalls nicht, dass wir ein komplettes Verbot tatsächlich zu befürchten haben. Ich habe mir auch gerade mal wieder die irrwitzigen Artikel von PETA zur Exotenhaltung durchgelesen. Fällt mir irgendwie schwer deren Zahlen und Statements darin zu glauben.

Es könnte aber sein, dass eine Einschränkung für "ungeeignete Arten" kommt.
Besonders die Uroplaten gelten ja als "nicht leicht zu halten" auf Grund der benötigten Nachtabsenkung.
Schauen wir mal was uns da weiter erwartet.

Das stimmt. Ich lese nur immer wieder, auch in Fachzeitschriften, aufgebauschte Artikel die eine zwiespältige Argumentation verfolgen. Solche Positionen schwächen unseren Standpunkt in der Politik wohl eher, als dass sie ihm nützen.

Die Nachzucht gilt nur als ein Aspekt der artgerechten Haltung, von dem man weiß, dass dieser von vielen Lebewesen auch unter schlechten Bedingungen noch ausgeübt wird. Mit den Nachzuchten können wir maximal das häufig vorgebrachte "Wildfangargument" bzw. die Bedrohung der Wildpopulation durch unser Hobby aushebeln. Das Thema "Qualzuchten" will ich an dieser Stelle gar nicht ansprechen. Es würde mich aber dennoch interessieren, ob jemand weiß, ob es so etwas bei Uroplatun bisher überhaupt gibt?

Als ein entscheidender Fehler bei vielen Artikeln und Organisationen fällt mir die Verwendung als Synonym von "artgerechter Haltung" und "natürlicher Haltung" auf, wobei beides unterschieden werden muss und die "artgerechte" die wünschenswerte Haltung ist.

Für wichtig halte ich es, dass wir dieses detaillierte Wissen um die Haltung, Zucht und vor allem die Gesunderhaltung besonders der anspruchsvolleren Tiere weitergeben. Und dies auch in besonderer Weise an die Veterinäre.

Beim Symposium kam auch zur Sprache, dass der aktuelle Trend zu Nachzuchten kleinbleibender und leicht zu haltender Arten geht.

Ich habe persönlich nichts gegen einen staatlich geregelten Sachkundenachweis, so lange sich dieser bezüglich der Kosten und Anforderungen im Rahmen hält. (Ich persönlich hätte nach all den Jahren und Büchern keine Lust z.B. erst einen Kurs besuchen zu müssen bevor man an der Prüfung antreten darf.)
Natürlich stimme ich dir zu, dass es eine regulierende Instanz zwischen dem Käufer und bestimmten Tieren geben sollte. Krokodile, Großwarane oder bestimmte Riesenschlangen gehören nun mal nicht in jeden Haushalt. Ich glaube, dass dessen Haltung in beinahe jeder Mietwohnung praktisch unmöglich ist.

Als Kritik wird ja oft vorgebracht, dass man den Tieren in Gefangenschaft keine 100%ige natürliche Haltung bieten KANN. Dass dies aber gar nicht wünschenswert sein kann, wird gar nicht bedacht. Eine kategorische natürliche Haltung würde eben auch bedeuten, dass man seine Pfleglinge Nahrungskonkurrenten, Räuber-Beute-Beziehungen, Parasiten und Umwelteinflüssen wie z.B. Dürren aussetzt. Das ist Tier-rechtlich aber nicht vertretbar und moralisch mindestens fragwürdig.
Ein natürlich eingerichtetes Terrarium bedeutet demnach nicht unbedingt eine natürliche Haltung.
Bei der Artgerechten Haltung geht es ja zentral darum, dass das Tier seiner Art entsprechend seine Physiologie entwickeln und ausleben kann. Z.B. die Entwicklung der Muskeln, dem nachkommen des Bewegungsdrangs, eventuelles Jagdverhalten, die entsprechende Regelung der Körpertemperatur und des Flüssigkeitshaushalts etc. Die Entwicklung eines gesunden Tieres steht im Vordergrund.
Das ist bei Terrarientieren relativ gut umsetzbar, im Vergleich zu anderen Haustiergruppen.
Die artgerechte Haltung schließt dabei allerdings nicht das natürlich gestaltete Terrarium aus. Da sind dem Halter ohnehin kaum Grenzen gesetzt. (Ich erinnere mich an einen Dendrobatenhalter, der sogar Gewitter in seinem Terrarium nachstellt)
Entscheident ist eben, dass die artgerechte Haltung nicht von natürlichen Terrarien abhängt (auch wenn wir dies natürlich als schöner empfinden).